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Firmenstory: Bos Suspension – Die Suche nach Perfektion (Teil1)

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Die Geschichte von Bos Suspension ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte und da Olivier Bossard, der akribische Kopf hinter BOS, nicht gerne in die Vergangenheit blickt, ist es teilweise auch sehr schwierig diese Geschichte zu erzählen. Versucht man Ihn zu sehr auf seine Vergangenheit anzusprechen, kann es durch aus passieren, dass er nur antwortet, „Ich bin nicht so alt! Deshalb solltet ihr euch für die Zukunft interessieren und nicht zu sehr für meine Vergangenheit.“ Doch wenn man wie Olivier Bossard in der Vergangenheit an mehr als 20 World Cup Siegen im Downhill, unzähligen Weltmeistertiteln im Downhill und ebenfalls im Cross Country, an vier Paris-Dakar Gewinnen, einer gewonnenen Moto-Enduro-Weltmeisterschaft, einer Rallye-Weltmeisterschaft, einer Junior World Rally Championship und an einem Formel-3-Sieg beteiligt war, dann wird es schwer diese Art von Vergangenheit zu ignorieren.

Seine Geschichte beginnt nicht an einer Universität oder einer Hochschule, vielmehr beginnt sie im Jahr 1986 mit einem kleinen Jungen, einem Honda Motocross-Bike und einem natürlichen Drang, Dinge zu verbessern. Olivier zerlegte damals den Dämpfer seiner Honda komplett, um herauszufinden, was im Inneren vor sich ging. Anfangs lief es nicht so gut, der Honda Dämpfer erwies sich als hartnäckig und er hatte am Ende jedoch viel gelernt – „learning by doing“! „Wenn du lernen willst,  musst du auch aus deinen Fehlern lernen“ Olivier Bossard. Er lernte sehr schnell und machte sich schon sehr bald daran seine eigenen Dämpfer zu bauen, dabei machte er fast alles selbst und bearbeitete nahezu jedes Teil. Sein Anspruch damals wie heute, die besten Dämpfer zu bauen, die man bauen kann.

Anfang der 90er Jahre kaufte er sich sein erstes Mountainbike und verliebte sich in diesen Sport. „Es war erstaunlich, dass man mit diesen Bikes denselben Spaß und dieselben Emotionen wecken konnte, wie mit den Motocross Bikes.“ Doch seine Freude hielt nicht lange, zu schlecht waren die Bikes damals und er machte sich daran dies grundlegend zu ändern. Im Prozess des Entwickelns und Verbesserns merkte er bald, dass ihm genau das noch mehr lag und er verstand sich als ein Jäger der Perfektion.

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Olivier was hat dich bewegt deine eigenen MTB Gabeln zu bauen?

„Wenn ich Anfang der 90er Jahre die Gabeln von Manitou und Rock Shox an den Bikes sah, sagte ich zu mir selbst – das ist eine Verbesserung zu einer Starrgabel, aber wir sind noch ganz weit davon entfernt was wir wirklich brauchen. Deshalb wollte ich eine eigene Gabel bauen, die eine wirkliche Verbesserung zu den Gabeln am Markt darstellte. Ich dachte, dass ich es könnte, also habe ich es einfach versucht. Ich machte mich also an die Arbeit und wieder kamen große Fehler im Laufe der Entwicklung zu Tage. Der Versuch eine Gabel zu bauen, kostete mich fast mein ganzes Geld, unzählige Drehteile, Prototypen und Muster hatte ich bereits selbst hergestellt. Mir war es damals egal, ob ich nur Kartoffeln zum Essen hatte, denn ich bekam am Ende meine eigene Gabel.“

Mit dieser Gabel im Gepäck traf er im Jahr 1993 im Süden von Frankreich den Chef von Sunn Bikes, Max Commencal. Es handelte sich um eine Up-Side Down Gabel, etwas in dieser Zeit völlig ungewöhnliches. Max erklärte sich bereit die Gabel zu testen. Zu der Zeit hatte Sunn gerade einen neuen Fahrer unter Vertrag genommen, ein junger Mann, der gerade aus dem Motorrad Sport kam und sein Glück bei Downhill-Rennen versuchte. Sein Name war Francois Gachet. Er testete die Gabel und verglich sie mit den Gabeln auf dem Markt und willigte ein. Anfänglich hatte Francois große Probleme einen kompletten Lauf mit der Gabel runter zu bringen, aber die Gabel war sehr viel versprechend und arbeitete auf einem völlig anderen Level als damalige Federgabeln. Das SUNN Team war interessiert und vertraute auf Olivier. Schließlich wollte er seine Gabel solange verbessern, bis er sein Ziel erreicht hatte – eine Gabel mit der man Rennen entscheiden und gewinnen kann.

„Man lebt ein Leben der Chancen. Vielleicht war ich einfach nur der Mann, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.“ – Olivier Bossard

François bat Max Commencal Olivier einzustellen, um seine Bikes zu entwickeln. Spricht man Olivier heute darauf an, was genau er gemacht hat, so zögert er kurz und antwortet: „Wir hatten nur ein Ziel, wir wollten Bikes entwickeln, um Weltmeisterschaften zu gewinnen. Das war eine ganz neue Herausforderung. Eine Gabel zu entwickeln, zu bauen und stetig zu verbessern ist die eine Sache, aber um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen brauchte es mehr.“ Deshalb fragte Max ihn, was benötigt wird um dies zu schaffen. Oliviers Antwort war so simpel wie erschütternd, vom Motocross inspiriert sagte er: "Wir brauchen einen passenden Rahmen, einen neuen Dämpfer und wir brauchen eine noch bessere Gabel – ein komplettes Fahrrad." Es gab also kein entweder oder für Olivier, und Max stimmte zu – dies kann als Geburt des SUNN Rennteams bezeichnen.
 

[[nid:8437]]//Francois Gachet auf dem Weg zum Gewinn der Weltmeisterschaft in Vail, Colorado im Jahr 1994 und in der Gondel von Mont Saint Anne in 1997.

Alles begann im Oktober 1993 mit der Entwicklung der Bikes und das erste Rennen sollte bereits der World Cup 1994 in Cap D’Ail in Südfrankreich werden. Das Team bestand aus François Gachet, Anne Caroline Chausson und Alex Balaud. Es war alles nur keine sanfte Geburt … Für die Entwicklung blieb nicht viel Zeit und so folgte in Cap D’Ail der ein Problem dem anderen, keiner der Fahrer konnte auch nur einen einzigen Lauf ohne Probleme zu Ende fahren. Das Finale rückte näher und es konnte nur noch ein Wunder helfen. Olivier schraubte die ganze Nacht, um den Bikes alles zu entlocken, was er konnte. François Gachet und Anne Caroline Chausson gewannen auf den neuen Bikes. In diesem Jahr gewannen die beiden alles: Französiche Meisterschaften, World Cups, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften.

Mit Olivier Bossard begann die Dominanz der „Equipe SUNN“, Namen wie Fabien Barel, Mickael Pascal, Francois Gachet, Anne-Caroline Chausson, Cedric Gracia und natürlich Nico Vouilloz. Zwischen 1994 und 2003 gewannen die Fahrer auf seinen Bikes mehr als 20 World Cup Siege und beinahe genauso viele Meisterschaften.

Das auffälligste am Sunn Rennprogramm war der technische Aufwand, der betrieben wurde. Für Olivier gehörte Data-Recording zum alltäglichen Werkzeug dazu, lange bevor dies von der Konkurrenz gemacht wurde. Es ging immer darum einen entscheidenden Vorteil zu halten, damit die Sportler ihr Potential voll einsetzen konnten. „Ich habe viele Stunden mit Studien, Analysen und Benchmarking verbracht, dabei konnte ich Max um alles bitten, er vertraute mir so sehr, dass er mir – lacht kurz – fast keine Grenzen setzte“. Wir analysierten jede Strecke und wussten sogar, wann es besser ist zu treten oder ob ein Areo Tuck die Sekunden für den Sieg brachten. Wir überließen nichts dem Zufall.

Wer Olivier einmal persönlich getroffen hat, der ist von seiner Bescheidenheit überrascht. So beschreibt er die Weltmeisterschaft 1997 von Château-d'Oex als einen „schönen Tag“. Immerhin standen vier Sunn Fahrer unter den ersten 5 Plätzen bei den Männern, John Tomac schob sein Vorderrad, 0,03 Sekunden vor Cedric Gracia, als Zweiter durch das Ziel. „Als ich jung war erschien John Tomac wie ein Star, er war wie ein Gott für viele. Es freute mich deshalb umso mehr, als ich merkte, dass ich Bikes baute, die ihn besiegen konnten. Damals hätte ich John gerne einmal persönlich getroffen.“

Im Jahr 1999 folgte Olivier einem weiteren Traum und gründete BOS Suspension. Zuerst machte er alles neben seinem Job bei Sunn Bikes, als er im Jahr 2003 entschied sein Interesse ganz auf Rallye Fahrwerke zu verlagern und die Bike Industrie zu verlassen. Wieder hatte er nur ein Ziel, einen WM Lauf zu gewinnen, was nicht lange auf sich warten ließ. Danny Sordo schaffte den Sieg in einem Citroen. Ab da wurde es schwer, die Liste des Erfolgs lückenlos zu führen, es sammelten sich einfach zu viele Siege mit seinen Fahrwerken an.

[Enduro Motorräder, Moto GP, 250er Track Race, Rallye, Formel 3 bis hin zu Paris Dakar seine Federelemente unterstützten einige Teams.] 

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Olivier wie hast du wieder zu deinen Wurzeln gefunden, wie bist du wieder zum Biken gekommen?

„Es hat mit einer Wette, einem Spaß meines Marketing Mannes JC angefangen, er brachte mich dazu eine Kartusche für die gängigen Gabeln am Markt zu bauen. Erst wollte ich nicht wirklich, doch eines Tages hatte er mich soweit. Wir bauten also je 25 Stück für Fox 40s, Boxxer und 888 Gabeln. Wir waren schon seit Jahren nicht mehr im Mountainbike Geschäft tätig und ich war mir sicher keiner würde uns vermissen. Wir bauten die Kartuschen und stellten sie in unseren Onlineshop. Bereits nach 10 Tagen klopfte JC an meiner Tür und sagte er bräuchte mehr, da alle verkauft waren. Mir fiel es schwer zu begreifen, dass ich 75 Kartuschen einfach nur auf die Website stelle und innerhalb von 10 Tagen verkauft hatte. Wir hatten kein Marketing betrieben, keine Werbung dafür gemacht und keine Magazine informiert.  

Also machten wir uns an die Arbeit und produzierten eine weitere Charge, als diese genauso schnell verkauft war, beschloss ich wieder eine komplette Gabel zu bauen. Also schloss ich mich mit einem Unternehmen zusammen um dort einige Teile für das Casting fertigen zu lassen. Als die Ergebnisse nicht meinen Erwartungen entsprachen, suchte ich nach einer Lösung, denn ich wollte nur mit perfekten Produkten zurück in den Mountainbike Markt kommen, Versagen war also keine Option. Wir haben dann noch weiter zwei Jahre gebraucht, bis wir mit der Idylle unsere erste Downhill Gabel vorstellen konnten.“

Wer einmal bei BOS in Toulouse war, begreift schnell, dass BOS einen anderen Ansatz hat als die meisten Hersteller in unserer Branche. Olivier legt höchsten Wert auf Qualität und langfristige Funktion und weniger auf Massenproduktion. Jedes BOS Federelement wird hier von einer Person in Toulouse komplett montiert und fertig gestellt. So weiß man, wer seine Gabel gebaut hat. BOS fertigt mittlerweile alles selbst, um unnötig lange Lieferwege auszuschließen und um schneller auf Entwicklungen am Markt reagieren zu können. „Für mich sind es nicht nur Dämpfer und Gabeln, für mich sind es kleine Kunstwerke und soll seinem Besitzer Freude machen. Er soll sich beim Anblick erfreuen können. Manchmal ertappe ich mich wie ich am Wochenende durch die Fertigung laufe, auf die Einzelteile, die Werkbänke und Werkzeuge blicke und mich erinnere, wie ich diesen verflixten Honda Dämpfer auseinander genommen habe.“

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Wie war die Zusammenarbeit mit Nico Vouilloz für dich?

„Nico ist ein Ausnahme Sportler, er konnte sehr gut verstehen was wir bei Sunn machen konnten und gab uns die richtigen Impulse. Auch später konnte ich lange mit ihm als Freund, Fahrer und Tester arbeiten. Er fuhr unsere Dämpfer ebenfalls bei seinen Rallye Rennen und war wichtig bei der Fertigstellung unserer Federgabeln. Ich denke wir haben uns sehr gut getan.“

Durch die Erfahrungen in unterschiedlichen Sportarten konnte BOS in kürzester Zeit seine Produkte in allen Bereichen optimieren und das Know How von einer Sparte in die andere übertragen. Während in einer Reihe Deville Gabeln gefertigt werden, werden nebenan gerade Dämpfer für einen Citroen DS3 Rallye gebaut. Die Test Einrichtungen und Prozesse für seine Bike Komponenten sind auf dem gleichen hohen Niveau wie die Teile für WRC Rallye Autos oder Paris Dakar Jeeps. Früher wurde die Technologie von Nicos Bike auf die Top WRC Teams angepasst und heute fließen Technologien aus allen Sparten in die Produkte ein. Es mag geholfen haben das erfolgreichste Downhill Team aller Zeiten auf den Weg gebracht zu haben.

„Ich bin glücklich sagen zu können, alles was ich gelernt habe, durch Mountainbikes gelernt zu haben. Auch wenn ich längst wieder auf das Moto X Bike gestiegen bin, mein Herz schlägt nach wie vor für Downhill. Es wäre ein Traum wenn wir unsere Geschichte wiederholen könnten.“ Überlegt kurz „Der Hunger zu siegen treibt mich einfach an.“

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Wie wird es mit BOS weitergehen?
„Wir arbeiten immer an neuen Projekten und Produkten, aber ich kann noch keine Informationen herausgeben. Derzeit lege ich den Fokus auf einem besseren Service für unsere Kunden. Es war leider nicht einfach die nötigen Partner dafür zu finden und die passenden Strukturen zu schaffen. Nach all den Jahren, die ich nur meine Produkte verbessern wollte, ist es vielleicht an der Zeit, uns selbst zu verbessern.“

 

www.bosmtb.com

Author: Johannes Koehler

Fotos: Fabian Rapp 

 

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