[quads id=1]

Schwalbe „Procore“ – Test und ausführliche Montageanleitung

Bericht erschien exclusiv in der Gravity Mountainbike Magazine Ausgabe #029 [ September & Oktober 2015]

 

Das von Schwalbe und Syntace entwickelte „Procore“-System ist eine Art Schlauchlos-System, nur das hier direkt auf der Felge noch ein Innenreifen mit einem kleineren Volumen sitzt. In diesem Reifen sitzt ein Schlauch mit einem Spezial-Ventil mit dem später auch der Luftdruck im Tubeless-Bereich zwischen dem Innenreifen und dem Außenreifen geregelt werden kann. Das bringt viele Vorteile mit sich.

[[nid:10284]]

Der Luftdruck wird auf zwei Kammern aufgeteilt. In der inneren Kammer liegt der Druck bei vier bis fünf Bar und verhindert somit Durchschläge. Dellen im Felgenhorn, sowie Snakebites werden so erfolgreich verhindert. Die äußere Kammer ist im Prinzip ein normaler Tubeless Reifen mit Dichtmilch. Das „Procore“-System im Inneren erlaubt es aber einen wesentlich geringeren Druck in der Außenkammer zu fahren, da die Pannensicherheit gewährt wird und der Außenmantel im Felgenhorn fixiert wird und somit auch das unangenehme Burping verhindert wird. Besonders schwerere und schnelle Fahrer haben schon um 1,5 Bar ihre Probleme in herkömmlichen Tubeless-Systemen. Das Zusammenspiel von niedrigem Luftdruck mit gleichzeitig hohem Pannenschutz war bisher nicht möglich. Selbst wenn ein Defekt im Mantel auftreten sollte bietet der Innenmantel durch sein ausreichendes Volumen noch ausgezeichnete Notlaufeigenschaften. Die daraus resultierenden Vorteile liegen auf der Hand: Mit weniger Druck liegt der Reifen besser auf dem Trail und verleiht mehr Traktion und Kontrolle. Durch den weichen Reifen erhöht sich die Dämpfung auf unebenem Untergrund. Negativpunkte gibt es nicht wirklich. Die Montage ist einfach und benötigt keinen großen Zeitaufwand. Der Preis ist für das Material und ein innovatives Produkt gerechtfertigt. Das Mehrgewicht gegenüber einem normalen Schlauch ist gering. Gegenüber einem herkömmlichen Tubeless-Kit liegen allerdings 200 Gramm. Dafür sind die Notlaufeigenschaften hervorragend und ein sehr hoher Schutz vor Durchschlägen gewährt, was beim normalen Tubeless nicht der Fall ist. Um das Mehrgewicht zu kompensieren könnte auch ein leichterer Reifen gefahren werden. Das „Procore“-System kann mit jedem tublessfähigen Reifen ab 2,25 Zoll montiert werden. Zudem kann das „Procore“-System mit einem noch geringeren Luftdruck gefahren werden, ohne der Gefahr zu laufen, dass die Luft in einer Kurve aus dem Reifen entweicht, wie es beim herkömmlichen Tubeless-System der Fall sein kann.

Pro: Pannensicherheit, Durchschlagsschutz, Grip, extrem niedriger Luftdruck möglich, Notlaufeigenschaften

Contra: Nichts

Fazit: Das neue „Procore“-System von Schwalbe ist eine sinnvolle Investition in ein innovatives Produkt. Was keine nennenswerten Nachteile mit sich bringt. Die Vorteile sind genial: Ausgezeichneter Grip, durch sehr niedrigen Luftdruck ohne auf die Kosten der Pannensichertheit und dazu noch exzellente Notlaufeigenschaften.

Benötigtes Equipment und Voraussetzungen: Procore Set, Kompressor oder große Pumpe die 6 Bar schafft, Teppichmesser oder Nagel, Bremsenreiniger, Tubelessfähiges Laufrad mit mindestens 23 Millimeter Maulweite, Tublessfähiger Reifen mit Mindestbreite 2,25 Zoll

Unverbindliche Preisempfehlung: 195,- € („Procore“-Set), 59,90 € („Procore“-Innenreifen), 19,90 € ( „Procore“ Schlauch), 2,90 € (Air-Guide) | Größen: 26“, 27,5“, 29“| Gewicht: 203 g (27,5“) (Mantel, Schlauch, Ventil)

www.schwalbe.com

 


 

[[nid:10268]]

 

Voraussetzungen:

Neben dem „Procore“-Set brauch man für die Installation ein tubelessfähiges Laufrad. Hier sollte die Maulweite, der innere Abstand zwischen dem Felgenhorn, mindestens 23 Millimeter betragen. Das bedeutet nicht, dass die Montage mit schmaleren Laufrädern nicht möglich ist, aber schon bei 22 oder 21 Millimeter Maulweite sehr schwierig werden kann. Ebenso sollte am Reifen darauf geachtet werden, dass die Breite nicht unter 2,25 Zoll oder 57 Millimeter liegt. Im „Procore“-Set enthalten ist eine Flasche „Easy Fit“, Reifenheber, Ventilschlüssel, Tubeless Felgenband, zwei Flaschen „Doc Blue“ Dichtflüssigkeit, zwei „Procore“ Schläuche mit Spezialventil, zwei „Procore“-Innenreifen, je zwei „Procore“-Air Guides und Aufkleber.

 

Vorbereitung:

Die Felgen müssen absolut fett- und schmutzfrei sein. Selbst ein kleiner Fettfilm kann dafür sorgen, dass das Felgenband nicht hält und der Laufradsatz undicht wird. Mit einem Bremsenreiniger und einem Tuch kann das ausgeschlossen werden. Allgemein eignet sich für die Montage ein sauberer Platz am besten.

 

Montageanleitung:

Die Montage erfordert kein besonderes Geschick und dauert ein klein wenig länger als die eine herkömmliche Tubeless-Montage. So beginnen wir mit dem Abdichten durch das spezielle Tubeless-Felgenband. Das Band sollte den kompletten Felgenboden abdecken. Falls das mitgelieferte Band in 25 Millimeter Breite nicht ausreicht, sollte es gegen ein passendes ausgetauscht werden.

Unter Druck und auf Zug kleben wir das Band sauber ins Felgenbett. Am besten beginnt man etwa drei Ösen vor dem Ventilloch und hört erst drei nach dem Ventilloch wieder auf. Somit ist sichergestellt, dass das Band sich nicht löst und der Ventilbereich dicht ist. Auf der Höhe des Ventillochs müsst ihr nun ein Loch vorbereiten – vorsichtig! Denn ist das Loch größer als der Ventileinsatz wird das System undicht. Ihr könnt entweder mit einem Teppichmesser ein kleines Kreuz schneiden oder einen Nagel verwenden. Anschließend drückt man das Ventil durch. Da beim „Procore“-System das Ventil mit dem Schlauch verbunden ist, müssen wir das Ventil nochmal entfernen.

[[nid:10269]]
 

Zuerst ziehen wir den „Procore“ Innenreifen auf einer Seite auf die Felge. Das erfolgt wie eine normale Reifenmontage. Schmiert man die Reifenflanke mit dem beiligendem „Easy Fit“ ein, flutscht der Reifen leichter auf die Felge. Auch die mitgelieferten Reifenheber erleichtern die Montage.

[[nid:10270]]

 

Achtet unbedingt darauf, dass das Loch im „Procore“ Innenreifen auf der gleichen Höhe wie das Ventilloch an der Felge liegt. Nur so kann über das spezielle Ventil auch der Außenreifen gefüllt werden.

[[nid:10271]]

 

Nun kommt der „Procore“ Air Guide über das Ventil und wird mit dem Schlauch eingebaut. Zur zusätzlichen Abdichtung klebt man den mitgelieferten transparenten Sticker über das Ventilloch und drückt jetzt vorsichtig das Ventil durch und montiert die zweite Seite des Innenreifens.

[[nid:10273]]

 

So sieht das erfolgreich montierte System aus: Der „Air Guide“ muss durch das Loch im Innenreifen zu sehen sein und genau über dem Ventil sitzen. Der Innenreifen muss exakt im Felgenbett sitzen und nach rechts und links zu den Flanken etwas Platz für den Außenmantel haben.

[[nid:10274]]

 

Anschließend kann der Außenmantel bis auf eine kleine Öffnung montiert werden. Durch die letzten Öffnung wird etwa 60 Milliliter „Doc Blue“-Dichtmilch eingefüllt. Vorher solltet ihr die Flasche gut schütteln. Niemals die Milch wie bei manchen Tubleless-Ventilen üblich durch das Ventil einführen. Jetzt den Außenmantel komplett montieren. Am einfachsten hebelt man den Mantel mit den beiliegenden „Procore“-Reifenheber auf die Felge. Die Reifenheber kann man auch auf der Felge einclipsen, dadurch wird der montierte Reifenwulst fixiert und kann nicht mehr von der Flanke rutschen.
[[nid:10276]][[nid:10277]][[nid:10275]]

 

 

Vor dem Aufpumpen schrauben wir den Ventilring fest auf. Dieser dichtet das System ab, deshalb muss unbedingt der mitgelieferte Sicherungsring verwendet werden.

[[nid:10278]]

 

Über das „Procore“ Dual Ventil befüllt man beide Kammern. Zuerst den „Procore“ Schlauch im Innenmantel. Dazu dreht man, wie auf dem Felgenaufkleber zu sehen ist, den oberen Teil des Ventils komplett ein.

[[nid:10279]]

 

Die Innenkammer wird auf 4 – 6 Bar aufgepumpt um einen guten Pannenschutz zu gewähren.

[[nid:10280]]

 

Mit dem Ventilschlüssel drehen wir anschließend den „Selector“ des Ventils komplett heraus. Etwa sechs ganze Umdrehungen.

[[nid:10281]]

 

Nun befüllt man die Außenkammer mit minimal 0,8 Bar. Der passende Wert hängt von Vorlieben, Fahrergewicht und Fahrstil ab. Wir starteten bei einem Bar und haben den Druck im Nachhinein entsprechend variiert. Während dem sollte der „Selector“ immer komplett eingedreht sein, um Beschädigungen am Ventil vorzubeugen.

[[nid:10282]]

 

Jetzt kann die Milch richtig im Reifen verteilt werden. Hierzu sollte man das Laufrad drehen, mit der Reifenfläche auf dem Boden springen lassen und kräftig schütteln.

Previous ArticleNext Article