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TEST: Cannondale Jekyll – High Pivot Enduro Bike mit Suchtfaktor

Cannondale präsentierte vor wenigen Wochen das brandneue Jekyll mit High Pivot Hinterbau, im Unterrohr verstecktem Dämpfer und in neuem Design. Wir durften das spritzige 170mm Mountainbike auf unseren Hometrails testen und konnten die Finger nicht mehr davon lassen. Mehr dazu in diesem Artikel und in unserem Test-Video.

Das Jekyll hat passend zu seinem Namen in den letzten Jahren ziemlich häufig sein Aussehen verändert. Mal fiel es eher in die Enduro Kategorie, dann ging es wieder in Richtung Freeride und Cannondale verbaute natürlich auch schon eine langhubige Lefty-Gabel. 2021 präsentiert uns der amerikanische Hersteller die neuste Variante des Jekyll, eine echte Trail-Baller-Maschine, und verpackt das ganze in einem ganz neuen Design.

Was ist neu? Features und Optik.

Auf den ersten Blick fällt einem natürlich das neue High-Pivot-Design und der im Unterrohr integrierte Dämpfer ins Auge. Das Jekyll ist nun ein High Pivot Bike mit Idler Pulley, 165mm Federweg am Heck und 170 an der Front. Um den Schwerpunkt möglichst tief zu gestalten wurde der Dämpfer im Unterrohr integriert und soll somit die Performance und das Handling massiv verbessern. Dieses integrierte Design hat von Cannondale den Namen „Gravity-Cavity“ bekommen.  Diese Cavity (Hohlraum) hat einen kleinen Nachteil: Steine und Dreck können von unten an den Dämpfer gelangen und das Federelement beschädigen. Um diesem Umstand entgegen zu wirken, wird hier ein großzügiger Kunststoffschutz verbaut, der den kompletten Hohlraum nach unten abdeckt.

Auch die Kettenstreben wurden mit Kunststoff verkleidet. Diese Chainguards sorgen dafür, dass die Kette keinen Schaden anrichten kann und Geräusche gedämpft werden.

Neben dem neuen tiefliegenden Schwerpunkt ist nun auch mehr Platz im Rahmen entstanden. Hier können nun eine Trinkflasche und Tools verstaut werden um das Enduro Konzept abzurunden.

Knaller Farben

Wir Mountainbiker sind stolz auf unsere Radel und freuen uns natürlich immer wenn uns jemand auf unseren heißen Boliden anspricht. Das Jekyll sorgt aber mit seinem Farbton für so viel Aufsehen, dass wir wirklich regelmäßig angesprochen wurden.

Unser Testmodell kam in der Farbe Beetle Green und veränderte die Farbgebung je nach Perspektive und Licht von Grün zu Bronze/Braun. Natürlich muss einem diese Farbe gefallen, für Aufsehen sorgte sie allemal.

Wer das grün nicht mag, kann sich das Jekyll auch in zwei weiteren Farben ergattern. Die günstigere Variante ist in einer ähnlich spektakulären Farbgebung lackiert und verändert sich von Lila zu Schwarz. Wer es schlichter mag, sollte sich die schwarze Variante des Enduro Bikes mal anschauen.

Cannondale Jekyll
Das Jekyll macht einen heiden Spaß auf flowigen und ruppigen Strecken

Dämpfer Design – High Pivot

Wie schon erwähnt ist der Dämpfer tief im Unterrohr integriert. Der neu entstandene Schwerpunkt wirkt sich dadurch positiv auf das Handling und die Stabilität das Bikes in Kurven aus. Wenn wir uns den Trend in den letzten Monaten anschauen, lassen sich die Hersteller der Enduro Bikes gerne von den High-Pivot Designs ihrer Race-Downhiller inspirieren.

Cannondale Jekyll

Auch das Jekyll hat nun eine High-Pivot Kinamatik. Der nach oben verlegte Drehpunkt sorgt dafür, dass die Achse des Hinterrads beim Einfedern nicht zum Rad wandert, sondern nach hinten weg. Diese Achsweg sorgt dafür, dass Unebenheiten und Schläge bei der Abfahrt angenehm abgefedert werden und weniger Geschwindigkeit verloren geht. Beim Jekyll ist der High Pivot jedoch nicht so hoch angebracht wie bei ähnlichen Mountainbikes. Zwar wandert der Achsweg somit nicht komplett nach hinten, sondern geht im letzten Teil des Federwegs wieder in Richtung des Rahmens, jedoch soll somit ein spritzigeres Fahrverhalten gewährt werden. Das ganze wird auch sehr ansehnlich im folgenden Video von Cannondale erklärt.

Wer sich das Video angeschaut hat, wird auch auf den Idler-Pulley aufmerksam gemacht worden sein. Dieser wird standardmäßig in High-Pivot Bikes verbaut, da aufgrund des nach hinten wandernden Achswegs die Kette ohne Pulley extrem gespannt wird und einen starken Pedal-Rückschlag generiert. Wird die Kette also vom Kettenblatt nach oben weg geleitet und hat somit mehr länge, kann sich diese beim Einfedern besser dehnen und erzeugt keinen Rückschlag mehr. Dadurch entsteht unteranderem auch das extrem sanfte Fahrgefühl des Jekylls.

Cannondale Jekyll

Moderne Geometrie die mit wächst. 

Das Jekyll verfügt über eine durchaus moderne Geometrie, die aber keineswegs Grenzen auslotet. Wir haben bei unserem Testmodell in der Größe MD einen Reach von 450mm, einen Radstand von 1227mm, einen Lenkwinkel von 64° und einen angenehmen Sitzwinkel von 77,5°.

Passen zum modernen Trend, wächst auch das Jekyll mit den Größen. Die Kettenstrebe variiert zum Beispiel von 430mm (Größe SM) bis 450mm in Größe XL. Auch der Reach passt sich an und somit dürfen sich große Biker über 510mm (XL) freuen.

Ausstattung – Preis/Leistung on Point

Cannondale hat uns die High-End Variante des Jekylls zur Verfügung gestellt. Diese kommt mit einem kompletten Factory Fahrwerk, dass natürlich keine wünsche offen lässt. An der Front arbeitet die Fox Float 38 mit 170mm und am Heck der Float X2 Dämpfer mit 165mm Federweg. Natürlich muss man sich für die Fox Factory Fahrwerke immer ein wenig Zeit nehmen um die beste Performance herauszuholen, stimmt das Setup, bleiben keine Wünsche mehr offen.

Cannondale Jekyll

Jedoch müssen wir erwähnen, dass die Dämpfer-Position im Unterrohr das Handling etwas kompliziert. Man kommt zum Beispiel etwas schwieriger an die Einstellmöglichkeiten und vor allem etwas umständlich an das Ventil für die Dämpferpumpe. Auch ist der Lock etwas schwierig beim Pedalieren zu erreich, sodass man sich schon extrem strecken muss, oder am besten absteigt um den Dämpfer zu sperren. Aber das ist Heulen auf einem hohen Niveau und trügt nicht an der tollen Performance der Federelemente und des Hinterbaus.

Gebremst wird bei unserem Testmodell mit den Sram Code RSC. Ich weiß, dass sich hier die Meinungen teilen, jedoch kann mir niemand erzählen, dass er mit diesen Bremsen und 220mm Bremsscheiben an der Front und 200mm am Heck nicht genug Bremspower auf den Trails hat.

Cannondale Jekyll

Die Schaltung kommt ebenfalls aus dem Hause Sram. Cannondale versorgt uns hier mit der X01 Egale (12-Fach, 10-52 Zähne) und GX Eagle Schalthebeln.

Ein Highlight auf dem Trail war natürlich die Bereifung. Hier wurden sich definitiv Gedanken gemacht und deshalb gibts an der Front den Maxxis Assegai und am Heck den Minion DHR II. Beide in der 3C Mischung und EXO+ Karkasse und natürlich Tubeless Ready. Diese Kombination sorgt auch bei schlechtem Wetter für ordentlich Grip und hat uns auf unseren Flow, Enduro und Freeride Trails nicht im Stich gelassen.

Das uns zur Verfügung gestellte High-End Modell ist ab 6.499 Euro erhältlich und ist nur in der Beetle Green Farbvariante erhältlich. Wer sich mit weniger zufrieden gibt, bekommt das Jekyll zwei ab 4.599 Euro und bekommt dafür eine Rockshox Zeb Select, einen Float DPX2 Performance Dämpfer, Shimano Deore Schaltung und Deore Bremsen.

Für Individualisten gibts es das Jekyll auch als Frameset mit Fox Float X2 Factory Dämpfer ab 3.299 Euro.

Cannondale Jekyll

Das Fazit – Darf ich das nochmal fahren?

Ich muss sagen, dass es uns in der Redaktion gut geht. Wir kommen oft an die neusten und tollsten Mountainbikes der Szene und freuen uns immer wieder auf die erste Test-Fahrt mit dem nächsten Modell. Beim Jekyll war es jedoch so, dass unsere Test-Fahrer direkt wieder aufs Bike wollten und es nicht abwarten konnten die nächste Runde zu drehen. Somit mussten wir in der Redaktion ungewohnt oft koordinieren wer das Jekyll wann und wo fahren kann.

Das Jekyll kombiniert nämlich eine ausgezeichnete Performance auf flowigen und kurvigen Strecken mit einer angenehmen Laufruhe im steilen und verblockten Gelände. Der Hinterbau sorgt dafür, dass kleine Schläge und Unebenheiten auf dem Trail unbemerkt weggebügelt werden und somit kommt in Verbindung mit dem Idler Pulley kaum Feedback im Pedal an. Das sorgt zwar für ein sanftes und schnelles Fahrverhalten, kann aber den ein oder anderen Fahrer stören.

Nach all dem Lob gibt es eine Kleinigkeit, die jedoch auch verheerend enden kann. Zwar ist der Dämpfer von unten geschützt, seid ihr jedoch auf steinigen Trails mit losen Steinen unterwegs, kann es passieren, dass Dreck und Steinchen in die Gravity Cavity von oben gelangen. Da der Raum in diesem Hohlraum im Unterroh begrenzt ist, kann es passieren, dass dieser Stein zwischen Dämpfer und Rahmen eingeklemmt wird und den Dämpfer verkratzt. Wir konnten das jedoch rechtzeitig bei einem Ausflug im Allgäu bemerken und haben einen Schaden verhindern können. Dazu muss ich sagen, dass das der einzige Vorfall war und der Trail extrem steinig und voller losem Schotter war.

Zum Abschluss muss ich das Jekyll nochmal loben. Cannondale kombiniert hier wie gesagt eine tolle Performance auf flowigen und sprunglastigen Trails mit Stabilität im ruppigen Gelände und bietet das ganze zu einem absolut fairen Preis an. Wir haben hier einen Vollcarbonrahmen mit moderner Geometrie, High-Pivot Design, Stahl Idler Pulley, Factory Fahrwerk und toller Bereifung und das ganze gibt es für 6.499 Euro. Natürlich ist das immer noch viel Geld, vergleicht man das Jekyll jedoch mit anderen Marken, wird man feststellen, dass wir nicht viel vergleichbares zu diesem Preis bekommen.

Mehr Informationen und noch mehr Details + Fahrszenen findet ihr im folgenden Video

 

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