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TEST: Rocky Mountain Altitude Carbon 90 Rally Edition

Rocky Mountain Altitude

In der vergangenen EWS-Saison landete das Rocky Mountain Altitude mit Jesse Melamed als Piloten ganz vorne. Dass das nicht nur am Können des Riders, sondern unter anderem natürlich auch am Bike gelegen sein wird, ist klar – so haben wir das Altitude Carbon 90 Rally Edition 2021 im Test inspiziert und es für euch auf den Trails genau unter die Lupe genommen.Rocky Mountain Altitude

Beim EWS-Stop am Matterhorn in Zermatt und dem Rennen in Finale Ligure, Italien konnte sich der 28 Jahre alte Whistler-Local Jesse Melamed auf seinem Altitude vor allen anderen positionieren – in der Schweiz sogar noch auf einem Erlkönig-Modell. Auch am Ende der „coronabedingt“ recht kurzen Saison, der Enduro World Series, konnte sich das Duo aus Altitude und dem schnellen Kanadier an vorderste Front stellen. Ob Jesse das auch auf einem anderen Bike geschafft hätte? Leider können wir das nicht genau beantworten, doch wollten wir nun wissen, wie schnell das Altitude wirklich ist, denn in der Vergangenheit war es gemeinhin nicht dafür bekannt ein megaschnelles Racebike zu sein. Viel mehr stand im Fokus, dass das Bike wendig und verspielt auf den Trails unterwegs ist und dem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Fast 30 Jahre Rocky Mountain Altitude

Bereits 1991 stellte die Kultbrand aus British Columbia das erste Altitude vor – damals noch als Hardtail und doch vermittelte es auch damals schon den selben Vibe. Mittlerweile ist das fast 30 Jahre her und im folgenden Video könnt ihr euch ein Bild von der Entwicklung des Bikes und der Location um das Headquarter von Rocky Mountain machen. Viel Spaß! Und: weiterlesen nicht vergessen….

Für das Modelljahr 2021 will Rocky dem Dauerbrenner einen ganz neuen Charakter verliehen und es zu einem echten Racebike gemacht haben. Nun gilt es als Verschmelzung des Instinct BC und des alten Altitude, welche in der Vergangenheit beide in der EWS zu sehen waren. Ab jetzt soll das Altitude die alleinige Enduro-Plattform darstellen und sich mit seinem runderneuerten Charakter vor allem an die Racer unter uns richten.

Eckdaten des Rocky Mountain Altitude 2021 auf einen Blick

  • Federweg: 170mm/160mm
  • Laufradgröße: S-M 27,5″; M-XL 29″
  • Preis: 4000€-11500€
  • In Deutschland sind 5 Modellvarianten in zwei Farben erhältlich

Bei der Neuauflage gibt´s einige Besonderheiten. So ist Größe S ausschließlich mit 650b Laufrädern erhältlich, bei Größe M hat der Rider die Wahl zwischen 650b und den größeren twentyniner Laufrädern und bei L und XL beschränkt sich das Altitude auf die 29 Zoll Bereifung. Damit soll für jeden Fahrer das optimale SetUp erreicht und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Laufradgröße möglichst effizient ausgenutzt werden. Um noch mehr Personalisierbarkeit zu ermöglichen, ist das Altitude mit dem bekannten RIDE-9-System ausgestattet und zusätzlich können auch die Kettenstreben in deren Länge angepasst werden, doch dazu später mehr.

Vielleicht noch einige Worte zum Konzept und den Neuerungen

Erhältlich ist das Altitude 2021 bei uns in Deutschland in fünf verschiedenen Varianten, die vom Einsteiger-Alu-Modell mit preiswerter Ausstattung bis zum High-End-Edel-Enduro reichen – verfügbar in zwei Farben. Die Kanadier bieten vier Modelle aus Carbon und ein Alu-Modell für den Deutschen Markt an. Auch ein Rahmenkit ist für 3800€ erhältlich. Alles was ihr sonst zu Modellauswahl und der Brand Rocky Mountain wissen solltet erfahrt ihr hier .

Ausstattung unseres Testbikes

In Sachen Ausstattung gibt es bei unserem Testbike, dem Altitude Carbon 90 Rally Edition 2021 in Größe L, wenig bis gar nichts zu meckern. Das Haar in der Suppe ist wohl oder übel der üppige Preis von 9900€, doch dafür gibt´s ja auch Komponenten vom Feinsten. Die Kanadier greifen auf ein Fox Factory Fahrwerk, bestehend aus Fox 38 EVOL GRIP2 mit 170mm und dem Float X2 Factory, der dem Hinterbau 160mm Federweg entlockt, zurück. Für den harten Enduroeinsatz wohl eine der besten Kombis, die die Mountainbikewelt momentan zu bieten hat. Wie gewohnt bei Rocky, sind auch bei der Rally Edition einige Race Face Teile verbaut. Vertreten sind diese unter anderem durch Turbine R Felgenringe, die auf Vault Naben eingespeicht sind und eine Turbine R Dropper Post, die im Testbike mit 175mm Hub kommt. Des weiteren ist auch das Cockpit aus dem Hause Race Face, mit einem Turbine R Vorbau mit 40mm und einem Next R Lenker, der mit 780mm Breite und 20mm Rise das Setup an der Front abrundet.

 

Gebremst und geschaltet wird bei der Rally Edition von einem XTR-Komplettpaket. Die Vierkolbenbremse soll im Verbund mit den 203mm Bremsscheiben vorne und den 180er Scheiben hinten für massig Bremspower, auch bei härtestem Renneinsatz, sorgen. Um die nötige Bandbreite für kräftezehrende Uphills bereitzustellen, setzt Rocky auf 32 Zähne vorne und 10-51 Zähne hinten – in 12 Gänge unterteilt.

Damit das Altitude möglichst ohne störende Geräusche der Kette auf den Trails unterwegs ist, ist eine Kettenführung und ein hochwertiger Strebenschutz verbaut – hier haben die Kanadier an alles gedacht. Zu guter Letzt  findet sich am Bike auch ein Flaschenhalter wieder, in dem auch größere Flaschen locker Platz haben.

 

Die Geometrie des Rocky Mountain Altitude 2021

Wie oben bereits kurz angeschnitten, gestalten sich die Geometriedaten des Altitude ganz schön vielseitig. Vor allem der Chip am hinteren Dämpferauge spielt hier eine entscheidende Rolle, da durch ihn Geometrie und Kinematik ordentlich beeinflusst werden – je nach Lage sind insgesamt neun Konfigurationen möglich. So bewegt sich beispielsweise der Lenkwinkel zwischen 64,4° und 65,5°, je nach Stellung des Chips, was für ein modernes Enduro nicht zu flach ist. Auch der Sitzwinkel bewegt sich in einem gemäßigten Rahmen zwischen 75,4° und 76,5°. Mittels eines Flipchips variiert die Länge der Kettenstreben um +/- 11mm, was beim Testbike in Größe L 437mm, beziehungsweise 448mm entspricht. In der unten angehängten Tabelle haben wir für euch die jeweiligen Werte in der neutralen Position eingetragen, um es für euch etwas übersichtlicher zu machen.

S (27,5")M (27,5")M (29")L (29")XL (29")
Sitzrohrlänge380mm420mm420mm445mm480mm
Oberrohrlänge579mm603mm603mm638mm671mm
Steuerrohrlänge100mm110mm95mm110mm125mm
Lenkwinkel65°65°65°65°65°
Sitzwinkel76°76°76°76°76°
Kettenstreben427/438mm427/438mm427/438mm437/448mm437/448mm
Tretlagerabsenkung12mm12mm27mm27mm27mm
Radstand1171mm1199mm1217mm1249mm1285mm
Reach430mm455mm455mm480mm510mm
Stack596mm606mm620mm634mm647mm

Rocky Mountain
Durch das RIDE-9-System lassen sich, wie der Name bereits verrät, neun Konfigurationen treffen.

Das Rocky Mountain Altitude Carbon 90 Rally Edition auf dem Trail

Für unseren Praxistest ging es nach Bischofsmais, in die MTB-Zone Geißkopf – für mich persönlich nach dem Launch am Samerberg bereits die zweite Begegnung mit dem brandneuen Altitude. Nach meinem ersten Eindruck während des Presseevents, konnte ich mir nun ein noch detaillierteres Bild der Racemaschine machen.

Strecken für einen aussagekräftigen Enduro-Test bietet der Geißkopf nicht nur eine. Mit am Wohlsten fühlte sich das Altitude auf der ruppig, verspielten „unteren Freeride“.

Ein passendes SetUp für mich und meine persönlichen Vorlieben war schnell gefunden – so entschied ich mich für kurze Kettenstreben und das neutrale Setting des Chips am Dämpfer. Bei 1,80m Körpergröße passte der L-Rahmen wie die Faust auf´s Auge und ich fand schnell eine komfortable Position auf dem Rad. Die Abstimmung des Factory-Fahrwerks erforderte etwas Zeit und gestaltete sich wie gewohnt, durch die zahllosen Einstellmöglichkeiten recht komplex. Weniger versierte Fahrer können hier leicht etwas überfordert sein, doch für die technikaffinen Shredder unter uns/euch bedeutet das echten Luxus.

Bevor es in die Downhills ging, waren erstmal einige Meter bergauf angesagt. Hier fühlte sich die Position auf dem Bike ziemlich ergonomisch und effizient an – nicht zu gestreckt, doch auch nicht zu kompakt. Besonders der Sitzwinkel fiel in den Uphills auf, denn er fühlte sich deutlich steiler an, als er in Wirklichkeit war. Schnell zeigte sich, dass das Altitude in der Rally Edition solide klettert, doch vor allem am hinteren Federbein ein deutliches Wippen zu bemerken ist. Mit der „Firm“-Stellung am Dämpfer war Besserung zu bemerken, jedoch verschwand es nie ganz. Alles in allem überzeugte uns das Testbike in den Uphills – vor allem in Anbetracht dessen, dass es eher auf maximale Performance bergab getrimmt ist, als XC-Eigenschaften im Uphill. Doch wie viel Wert man, bei einem Bike dieser Kategorie, auf den Vortrieb bergauf legt, bleibt jedem von euch selbst überlassen.

Rocky Mountain Altitude
Roughe Trails? Genau hier ist das Altitude zu Hause und überzeugt mit massig Reserven.

Bergab konnte das Rocky Mountain Altitude in der Rally Edition von Anfang an überzeugen und zeigen, was in ihm steckt. Schnell war klar, dass nicht nur Jesse Melamed für Topzeiten in der EWS sorgte, sondern auch das Bike einen großen Teil dazu beigetragen hat. Es gierte gerade zu nach Geschwindigkeit und vermittelte viel Sicherheit auf roughen Trailsektionen. Auf flachen Trailabschnitten erforderte es, wie fast zu erwarten, einiges an Eigeninitiative des Fahrers und verlangte einen aktiven Fahrstil. Auf Strecken, wie der Flow Country am Geißkopf, zeigte sich jedoch nicht nur negatives, was bei dem ein oder anderen Racebike in der Vergangenheit der Fall war. Im kurzen Kettenstrebensetting ging das Altitude spielend auf`s Hinterrad, ließ sich geschmeidig durch Anlieger zirkeln und geizte nicht mit Pop an Absprungkanten.

Natürlich waren Runden auf der flowigen Bikeparkstrecke eher zur Findung des optimalen SetUp´s und zur Eingewöhnung auf das Bike gedacht. Um es für seinen Einsatzzweck optimal zu testen, ging es hauptsächlich auf die Freeride Strecke und die Stages der Trailtrophy 2020 am Geißkopf. Hier wusste das Altitude genau, wie man dem Rider ein Lächeln ins Gesicht zaubert und vor allem das Factory-Fahrwerk traf ins Schwarze. Grobe Einschläge steckte es locker weg und auch wenn die Line verfehlt wurde, kam es zu keinen harten Durchschlägen oder dem Gefühl, dass das Altitude an seine Grenzen stieß. Das feinfühlige Fahrwerk, in Kombination mit den 29 Zoll Race Face Laufrädern und der ausgewogenen Geometrie sorgte für ein enorm laufruhiges Bike – auch im kurzen Setting. Doch wie sah es in Sachen Wendigkeit aus?

Bei höheren Geschwindigkeiten und etwas weitläufigeren Streckenabschnitten fiel kein zu wenig agiles Handling auf und es ließ sich präzise über den Trail steuern. Sobald es jedoch langsamer oder verblockter wurde, zeigte es, dass es sich auf solchen Abschnitten nicht ganz so wohl fühlte und dort etwas schwerer zu manövrieren ist. Also kurz gesagt: Je langsamer und enger die Trails werden, desto schwieriger lässt sich das Altitude handlen. Das soll aber nicht heißen, dass das Altitude für das Modelljahr 2021 träge ist. Es erfordert eben einfach mehr Initiative des Fahrers. Durch die Entwicklung hat es sich ganz einfach zu einem schnelleren Bike entwickelt, welches vor allem für maximalen Speed, wie in der EWS, gebaut wurde. Alles in allem setzt es Kommandos schnell, einfach und willig um, was nicht bei allen Racebikes der Moderne der Fall ist.

Unser Fazit zum Rocky Mountain Altitude Carbon 90 Rally Edition:

In der Rally Edition konnte uns das Altitude in beinah allen Belangen überzeugen. Gute Allround-Eigenschaften, geile Ausstattung und neue Bestzeiten auf roughen Strecken. Größter Wehrmutstropfen: Der üppige Preis von 9900€, der zwar durch die edlen Komponenten etwas relativiert wird, jedoch recht weit über dem Budget der meisten Hobby-Rider liegt. Wer jedoch das nötige Kleingeld parat und Bock auf ein richtig schnelles, edles und gutmütiges Bike hat, wird beim Rocky Mountain Altitude Carbon 90 Rally Edition fündig.

Weitere Informationen + Fahrszenen findet ihr in unserem ausführlichen Test-Video zum Rocky Mountain Altitude Rally Edition

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