Bericht erschien exklusiv in der Gravity Mountainbike Magazine Ausgabe #033 [ Juli & August 2016]
Das „Kiez Pro“ macht seinem Namen alle Ehre: Die Metallic-Lackierung in Lila und Pink könnte auch ein Freudenhaus im berühmtesten Teil Hamburgs zieren. Doch das Bike aus dem Norden hat mehr zu bieten. Erhältlich ist es in zwei Größen. Wir haben uns für das größere Bike entschieden, da uns der Reach mit 435 Millimetern angesprochen hat. Das Rad ist schön lang, der Fahrer steht dadurch sehr zentriert. Das erlaubt einem, in der Luft den Sattel mit den Knien gut zu führen und zu klemmen, und ermöglicht so eine stabile Flugbahn. Der hydrogeformte Rohrsatz ist steif, und der Hinterbau liefert immer ein paar Reserven, wenn mal eine Rotation nicht richtig funktioniert.
Die Manitou Gabel „Circus“ arbeitet solide und lässt sich dank Lufteinheit präzise einstellen. Auch heftigere Einschläge steckt das Leichtgewicht gut weg und lässt dem Fahrer genügend Spielraum für Setup-Einstellung. Auch die übrige Ausstattung des „Kiez Pro“ besticht durch Funktionalität. So sind zum Beispiel für die „Inferno“ Felgen von Sun Rims auch unsaubere Landungen kein Problem. Die „DB5“ Bremse von Avid verzögert wie sie soll, falls man mal Tempo rausnehmen muss. Der Lenker mit 50 Millimetern Rise sorgt für eine angenehm hohe Front und lässt das Vorderrad schnell in den Manual gehen oder auch mal etwas höher in die Luft steigen. Die verbaute Truvativ „AKA“-Kurbel macht einen leichten und dennoch stabilen Eindruck und sorgt mit 32 Zähnen in der Front für einen ordentlichen Antrieb. So sind auch größere Sprünge, bei denen man vorher nochmal antreten muss, kein Problem. Die „DTH“-Reifen von Maxxis rollen sehr gut, sind aber an der Front eventuell etwas rutschig, wenn die Bedingungen mal nicht perfekt sind. Eine gute Eigendämpfung weisen sie jedoch auf und sind richtig schnell.
Das Bike hat eine klare Dirt Jump Geometrie und eignet sich auch für größere Sprünge. Rotationstricks kann man durch die relativ kurzen Kettenstreben gezielt einleiten, das Heck des Rades ist schön steif und gibt ein gutes Feedback. Mit 11,4 Kilogramm ist das Rad aus Hamburg ein echtes Leichtgewicht.
So stabil wie das Rad wirkt, werden es wohl auch Teamfahrer wie Ed Masters nicht so schnell klein bekommen. Auch wenn Ed für seine Offcamber-Ausflüge bekannt ist und Bikes gerne mal so benutzt, wie es der Hersteller vielleicht nicht vorgesehen hat.
Fazit:
Das Bergamont „Kiez Pro“ ist ein Dirt Bike, das sich auf Jumplines bis zur Slopestyle-Strecke wohl fühlt. Uns überzeugte der steife und leichte Rahmen. Auch die Farbgebung ist nicht alltäglich, was uns sehr gefiel. Der hohe Lenker lädt dazu ein, das Bike höher als normal rauszuboosten und gibt dem Rad eine schöne Fahrposition. Alles in allem macht die lila Perle aus Hamburg dem Namen „Kiez“ alle Ehre und lässt ordentlich die Fetzen fliegen. Man kann so einiges damit anstellen.
Pro: steifer Rahmen, Gewicht, hoher Rise Lenker, gelungene Geometrie
Kontra: Lenker etwas schmal, „DTH“ Reifen vorne zum Dirtfahren nicht optimal