Bericht erschien exklusiv in der Gravity Mountainbike Magazine Ausgabe #031 [ März & April 2016]
Der Nachfolger des 26-Zoll Erfolgsbikes bekommt für 2016 neben der neuen Lackierung auch einige Neuerungen in der Ausstattung verpasst. Highlight: Der Öhlins Dämpfer. Die 650B Geometrie bleibt unangetastet: Niedriges Tretlager, flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, eine lange Front und 165 Millimeter Federweg im bewährten FSR-Hinterbau. Das sind wohl die Zutaten für ein ready-to-race Enduro, was dem Profi und ebenso dem Hobbyfahrer ein Glänzen in die Augen zaubert – uns auch. Das einzige was uns am Rahmen nicht so taugt ist die Zugverlegung unter dem Tretlager – Schalt- und Bremsleitung sind in Gefahr.
//Für die härtere Gangart würden dem Laufradsatz ein paar mehr Speichen gut stehen
Die Ausstattung der „Expert“-Variante ist hochwertig, darüber kommt lediglich die „S-WORKS“-Version. Gleich zu Beginn ist uns der neue Öhlins Luftdämpfer aufgefallen. Schlicht und edel schmiegt er sich in den Rahmen – leider auch mit spezieller Aufnahme und exklusiv für Specialized. Das erschwert den Wechsel auf einen anderen Dämpfer. Während des Tests zeigte sich jedoch, dass dies nicht notwendig ist. Denn der schicke Luftdämpfer überzeugt nicht nur optisch und durch seine simplen Einstellmöglichkeiten. Schon beim Sag einstellen erfreut er uns mit Leichtigkeit: Voll aufpumpen, draufsetzen und über ein zweites Ventil Luftablassen. Über das zweite Ventil verliert der Dämpfer nun genau so viel Luft, dass er auf den optimalen Negativfederweg absackt. Genial und Benutzerfreundlich. Die beliebte „Pike“ funktioniert im Spezi einwandfrei. Der 11-Fach Antrieb von Sram lässt keine Wünsche offen, lediglich mit den 175 Millimeter langen Kurbelarmen sind wir gelegentlich hängen geblieben. Schön, dass auch an einem Endurorad 200er Bremsscheiben verbaut sind – das sorgt für Standfestigkeit auf jeder Abfahrt. Der wertige Roval Laufradsatz ist leicht und hat unseren Test unversehrt überstanden. Doch die radial eingespeichte rechte Seite am Vorderrad begann schon auf den ersten Metern des ruppigen Trails zu singen, was uns in Sachen Stabilität und Haltbarkeit etwas verunsicherte. Schließlich könnte man mit dem „Enduro Expert Carbon 650B“ sonst auch problemlos einen Abstecher in den Bikepark machen.
//Der neue Öhlins Luftdämpfer – exklusiv für Specialized
Denn die Fahreigenschaften überzeugten auf ganzer Linie. Das Bike klettert mit Leichtigkeit den Berg hinauf und auch wenn der Dämpfer keine Lockout-Funktion besitzt, bleibt der Hinterbau einigermaßen ruhig. Bergab entfaltet das „Enduro“ seine Stärken. Der FSR-Hinterbau stellt 165 Millimeter Federweg zu Verfügung und bringt Ruhe in ruppige Trails. Mit einem kürzeren Vorbau würde sich das Bike noch direkter Steuern lassen, was vor allem in anspruchsvollem Gelände von Vorteil ist. Die Lenkerbreite von 780 Millimeter taugt absolut. Dank der sehr kurzen Kettenstreben fährt sich das Bike wendig und verspielt durch Anlieger und enge Kurven. Die ausgewogene Geometrie verspricht ein erstklassiges Handling in allen Lagen. Durch das geringe Gewicht von nur 12,68 Kilo und dem antriebsneutralen Hinterbau fährt sich das „Enduro Expert Carbon 650B“ besonders spritzig und agil. Für die nicht ganz High-End Version des „Enduro“ verlangt Specialized 5.999,- Euro – ganz schön teuer. Liegt damit in der Klasse aber preislich gesehen mit der Konkurrenz gleich auf. Leider.
//Die Züge unter dem Tretlager leben gefährlich
Fazit: Das „Enduro Expert Carbon 650B“ überzeugt vor allem mit seinen Fahreigenschaften. Wendig, agil und dazu laufruhig lauten die Eckpunkte. Bei der Ausstattung ist noch ein wenig Luft nach oben. Abfahrtsorientierte Biker wünschen sich etwas kürzere Kurbelarme und einen kürzeren Vorbau. Der Plug & Play Luft-Dämpfer passt gut ins 12,68 Kilo leichte Bike.
Pro: Fahrwerk, Handling, Gewicht, Geometrie
Contra: Preis, Kurbelarmlänge, Vorbaulänge, Zugverlegung im Tretlagerbereich
Unverbindliche Preisempfehlung: 5.999,- € (Komplettrad) | Größen: S, M, L | Gewicht: 12,68 kg
www.specialized.de